halbe stunde
all-in
80 euro

Ein Besuch im Bordoll ist für jemanden, der mit diesem Thema nicht vertraut ist, als würde man eine ­fremde Welt betreten. Man kommt in ein Wohnhaus – sauber und gepflegt. Ein heller Flur führt in eine Art ­Wohnzimmer: Sofa, Couchtisch, eine Schüssel mit Süßkram und ein Fernseher. Der Fernseher ist an. Ein Porno läuft. Man wird von zwei leicht ­bekleideten, nicht ganz so lebendigen Damen ­erwartet. Im Flur mehrere Türen, jede ein Portal in eine andere, noch verrücktere Welt. Jedes Zimmer einem Thema entsprechend eingerichtet. Das Gefühl hier zu sein, ist schwer zu beschreiben. Es ist einfach anders.

Wir haben uns mit Besitzerin Evelyn, Hausdame Andrea und ihren Mädchen getroffen, um Euch diese Welt näher zu bringen.

Interview mit den Dolls*

* Yuki, Linda, Anna und Coco


Anna, welche von euch verdient das meiste Geld?

Meine Kollegin Yuki und ich sind momentan am ­gefragtesten auch wenn wir unterschiedlicher nicht sein könnten. Mit meinen blonden Haaren und den Maßen 90-60-90, bin ich etwas klassischer als Yuki. Sie bevorzugt den Anime-Look mit langen blauen Haaren und entsprechenden Gesichtszügen.

Und Coco, hattest du schon mal einen Dreier?

Das kommt bei mir nicht allzu oft vor. Vielleicht zwei bis drei Mal die Woche. Meist sind es dann Stammgäste, die häufig bei uns sind und zusätzlich mal eine andere Puppe mitnehmen wollen.

Wie lange arbeitet Ihr hier bis ihr euch an einen der Kunden bindet?

Schwierig. Ich bin erst seit kurzem dabei und kann noch nicht genau sagen, wie lange ich noch im BorDoll bleiben werde. Mit der Zeit kommt es ­häufiger zu Verschleißerscheinungen und wir müssen zum Puppendoktor. Evelyn muss natürlich darauf achten, dass Gewinn und Reparaturkosten in einem vernünftigen Verhältnis stehen. Eine Kollegin hatte zum Beispiel einen Wirbelsäulenbruch und konnte überhaupt nicht mehr sitzen. So hätte sie hier nicht mehr gut arbeiten können, weswegen sie früher als gedacht an einen Kunden verkauft wurde.

Anna, worüber unterhaltet ihr euch mit den Freiern?

Was die anderen auf den Zimmern machen, weiß ich nicht, aber es gibt einige lustige Kandidaten, die uns richtig vermenschlichen und von denen Evelyn dann Sätze wie »die Anna hat sich heute gut benommen« oder »ist die Anna denn schon da?« zu hören bekommt.

Linda, gibt es unter euch auch reifere Dolls?

Bisher nicht, weil die Nachfrage momentan noch sehr gering ist, aber wenn sich das ändern sollte, würde Evelyn welche bestellen. Das könnte eine nette Abwechslung sein.

Coco, war schon mal ein Kunde in euch verliebt?

Viele Kunden haben eine Vorliebe für eine oder mehrere bestimmte Puppen und kommen uns dann immer wieder besuchen. Als Anna zum ­Beispiel einmal komplett zerbrochen war und ersetzt ­werden musste, hat ein Stammkunde mehrere ­Wochen auf die neue Anna gewartet.

Linda, du bist bald im Urlaub. Wie nutzt du diese Zeit und wo geht es hin?

Zuerst geht es auf eine Beautyfarm und ­anschließend gönne ich mir Wellness beim Puppendoktor, der ein ­guter Bekannter von Evelyn ist. Es müssen ein paar kleinere Reparaturen vorgenommen werden. Wir ­müssen alle regelmäßig zum Puppendoktor, da wir aus Silikon bestehen und nicht ganz so robust sind. Besonders im Intimbereich kann es berufsbedingt schnell zu Rissen im Silikon kommen. Auch das Metallskelett der Finger ist empfindlich. Wenn es beschädigt ist, kann man sich selbst oder andere damit leicht verletzten.

Yuki, in Japan dürft ihr heiraten. Habt ihr schon mal darüber nachgedacht auszuwandern?

Da wir in Asien produziert werden, sind wir ja praktisch schon nach Deutschland ausgewandert. Zurückzugehen, darüber denken wir gar nicht nach.

Interview mit Evelyn und Andrea*

* Besitzerin und Hausdame


Evelyn, welches ist Ihre persönliche Lieblingspuppe?

Ich liebe alle meine Puppen gleichermaßen und ­finde sie alle schön, egal ob sie 15 oder 50 kg wiegen. Wenn sie mir nicht gefallen würden, würde ich sie nicht bestellen.

Nach welchen Kriterien suchen Sie sich die Mädchen aus?

Ich versuche mich so gut es geht in die Lage der Männer hineinzuversetzen, überlege worauf sie stehen könnten. Da ich die Puppen selber ­aussuche, schaue ich aber natürlich auch was mir gefällt. Wichtig ist mir, verschiedene Typen abdecken zu können, schließlich gibt es auch die unterschiedlichsten Geschmäcker. Von DD- oder H-Brüsten bis überhaupt keine Brüste ist ­eigentlich alles dabei.

Wie teuer sind die Dolls in der Anschaffung?

Der Einkaufspreis liegt zwischen 1.000 € und 2.000 € und variiert je nach Größe und Gewicht. Da die Dolls als Sexartikel deklariert werden, beträgt die Mehrwertsteuer dabei statt 19 % sogar 38 %.

Evelyn, was verdienen die Damen und der Herr an einem Abend?

Die Mädchen bringen generell so zwischen 400 € und 1.000 € an einem Tag. Diego, unser erster Mann, ist noch nicht angekommen. Der ist auf dem Schiff – unterwegs zu uns.

Evelyn, kann man die Puppen auch mit nach Hause nehmen?

Haus- und Hotelbesuche sind im Gespräch. Wir ­planen, dass Puppen ab einer gewissen Buchungszeit, gegen Kaution, gebracht und auch wieder abgeholt werden.

Was sind die abgefahrensten Dinge, die Sie mit den Puppen erlebt haben?

Letzte Woche war ein Mann mit unserer Puppe Yuki im Klinikzimmer. Er hatte sie auf eine Liege gelegt, ihr die Gliedmaßen mit Mullbinden verbunden und sie anschließend mit Bondage-Band gefesselt. Der Anblick danach war ziemlich »crazy« und es war viel Arbeit sie wieder zu entfesseln.

Haben Sie in Ihrem Etablissement eher Stammkunden oder Laufkundschaft?

Laufkundschaft haben wir überhaupt nicht, hier läuft alles nur mit Termin. Mir ist es wichtig, die Verfügbarkeit der Wunschdoll so zu gewährleisten. Einen bestimmten Kundentypen haben wir eigentlich nicht, viele kommen in erster Linie aus Neugier. Ein Großteil der Kunden kommt wieder. Es gibt aber einige wenige, die erst beim Besuch merken, dass die Doll ihnen zu passiv ist. Sie müssen beim Sex mit den Dolls halt richtig arbeiten.

Andrea: Einmal reiste ein Kunde von ziemlich weit weg mit dem Flugzeug an. Aufgrund des weiten Weges, den er auf sich genommen hatte, haben wir eine Ausnahme gemacht und er durfte sich spontan eine der verfügbaren Dolls aussuchen.

Evelyn, wie unterscheiden sich die BorDoll-Besucher von denen eines normalen Bordells?

Viele unserer Kunden sind sehr schüchterne Männer, die Angst haben zu einer richtigen Frau zu gehen. Es gibt aber auch Männer, die in einem normalen Bordell schon mal durch schlechten Service oder zickige Frauen enttäuscht wurden. Unsere Besucher sind sehr bunt gemischt.

Andrea, wie werden die Puppen gereinigt?

Die Reinigung läuft bei uns im Haus ab, wir machen das komplett selber. Ich finde das ist ein ganz unansehnlicher Prozess und wüsste ich als Kunde, wie das abläuft, würde ich mir keine Doll mieten. Der Reinigungsprozess läuft bei jeder Doll anders ab, je nach Verschmutzung dauert es 15 Minuten, bei einigen fast eine Stunde. Wenn die Doll gereinigt ist, wird sie von Evelyn noch neu geschminkt. Wir verwenden da ganz normales Make-up, da es speziell für Silikon keines gibt. Leider hält es auch dementsprechend nicht so gut.